20. Oktober 2025 | Janine Praxmarer
Im letzten Blog haben wir gesehen, wie tief Altersstereotype in unserem Denken verankert sind und wie sehr sie Menschen auf beiden Seiten des Altersspektrums verletzen können.
Doch die gute Nachricht ist:
Altersvielfalt ist kein Problem, das gelöst werden muss sondern ein Potenzial, das gehoben werden kann.
Wenn Erfahrung auf Neugier trifft
Unternehmen, die generationenübergreifend denken, profitieren gleich doppelt: von der Erfahrung der Älteren und der Frische der Jüngeren.
Wo die einen über Routine und Weitblick verfügen, bringen die anderen neue Perspektiven und digitale Selbstverständlichkeit ein.
Im besten Fall entsteht daraus ein produktives Miteinander, das kreativer, resilienter und menschlicher ist.
Eine Untersuchung der Boston Consulting Group (2023) zeigt:
Teams mit hoher Altersvielfalt erzielen im Durchschnitt 19 % höhere Innovationsraten als homogene Gruppen.
Der Grund: Unterschiedliche Lebenserfahrungen fördern Perspektivenwechsel – und genau der ist die Basis für kreative Lösungen.
Altersgemischte Teams – fünf echte Vorteile
1. Mehr Innovationskraft
Menschen unterschiedlichen Alters denken verschieden und das ist gut so.
Während Jüngere häufig neue Technologien oder Trends schneller adaptieren, bringen Ältere das Wissen, Risiken realistisch einzuschätzen und Strategien langfristig zu denken.
Innovation entsteht nicht durch Gleichklang, sondern durch Reibung.
2. Stabilität und Verlässlichkeit
Langjährige Mitarbeitende kennen interne Abläufe, ungeschriebene Regeln und Kundenhistorien.
Gerade in Umbruchszeiten sind sie oft der Anker, an dem sich Teams orientieren können.
Ihr Wissen ist gelebte Unternehmenskultur und unverzichtbar, wenn Wandel gelingen soll.
3. Mentoring und Lernkultur in beide Richtungen
Wissenstransfer ist keine Einbahnstraße.
Reverse Mentoring also wenn Jüngere Älteren etwas beibringen, etwa im Umgang mit neuen Tools oder sozialen Medien – stärkt das Selbstbewusstsein junger Mitarbeitender und öffnet gleichzeitig den Horizont der Älteren.
So entsteht gegenseitiger Respekt statt Konkurrenz.
4. Bessere Kundennähe
Altersgemischte Teams spiegeln die Gesellschaft wider und damit auch die Vielfalt der Kund:innen.
Ob Generation Z oder Babyboomer: Wer die Bedürfnisse beider Gruppen versteht, kann Angebote schaffen, die wirklich alle erreichen.
5. Gesündere Teamdynamik
Studien der Universität Zürich (2024) zeigen:
In altersdiversen Teams wird seltener gekündigt, mehr gelacht und länger zusammengearbeitet.
Der Mix aus Energie, Erfahrung und Empathie schafft psychologische Sicherheit – eine der wichtigsten Voraussetzungen für Teamleistung.
Praxisbeispiel: Die Erfolgsgeschichte von „TechWerk AG“
Die Schweizer TechWerk AG, ein mittelständisches IT-Unternehmen mit 120 Mitarbeitenden, entschied sich 2022 bewusst für eine altersdurchmischte Personalstrategie.
Heute arbeiten dort Auszubildende neben 60-Jährigen, Berufseinsteiger:innen neben ehemaligen Führungskräften, die als Coaches weiterwirken.
Das Ergebnis:
- Fluktuation sank um 18 %
- Produktivität stieg um 12 %
- Und die interne Zufriedenheit hat sich laut Mitarbeiterbefragung fast verdoppelt
„Früher dachten wir, wir müssten junge, ‚hippe‘ Teams haben, um innovativ zu sein“, sagt CEO Sandra Schmid.
„Heute wissen wir: Innovation entsteht, wenn unterschiedliche Generationen sich gegenseitig inspirieren nicht wenn sie sich ersetzen.“
Der Schlüssel: Unternehmenskultur statt Altersquote
Altersvielfalt funktioniert nicht durch Zufall.
Sie braucht eine Kultur, die Respekt, Lernbereitschaft und Dialog fördert.
Das beginnt bei der Sprache („jung und dynamisch“ ist keine neutrale Formulierung) und reicht bis zu flexiblen Arbeitsmodellen, die sowohl die Bedürfnisse junger Eltern als auch erfahrener Mitarbeitender berücksichtigen.
Wer Vielfalt ernst meint, schafft Räume, in denen sich Menschen mit 25 und 65 gleichermaßen gefragt fühlen.
Denn Diversität ist kein Ziel sie ist eine Haltung.
Fazit: Altersvielfalt ist Zukunft
Die Arbeitswelt altert und sie wird gleichzeitig jünger.
Nie zuvor standen so viele Generationen gleichzeitig in der Erwerbsarbeit.
Das ist keine Herausforderung, sondern eine historische Chance.
Wenn Unternehmen den Mut haben, über Altersgrenzen hinweg zu denken, entsteht ein Potenzial, das weit über Zahlen und KPIs hinausgeht:
Vertrauen, Lernen, Zusammenhalt.
Denn am Ende zählt nicht, wie alt jemand ist,
sondern wie viel Zukunft er oder sie mitbringt.
Im nächsten Blog:
Wie Unternehmen Altersvielfalt aktiv fördern können mit konkreten Maßnahmen, Leitfäden und Beispielen aus der Praxis.
Von inklusivem Recruiting über generationenübergreifendes Mentoring bis zu flexiblen Arbeitsmodellen: So gelingt die Umsetzung.
Quellen
- Boston Consulting Group (2023): How Diverse Leadership Teams Boost Innovation.
https://www.bcg.com/publications/2023/how-diverse-leadership-teams-boost-innovation - Universität Zürich (2024): Generationenvielfalt in Teams – Auswirkungen auf Zusammenarbeit, Motivation und Fluktuation.
Institut für Arbeits- und Organisationspsychologie, Forschungsbericht Nr. 27.
https://www.psychologie.uzh.ch/de/forschung/aop - Deloitte (2024): The Multigenerational Workforce – Winning the War for Talent Across Ages.
https://www2.deloitte.com/global/en/pages/human-capital/articles/multigenerational-workforce.html - LinkedIn Workplace Report (2025): Age Diversity as a Driver of Engagement and Innovation.
https://www.linkedin.com/pulse/age-diversity-driver-innovation-2025 - Randstad Arbeitsbarometer (2024): Generationen im Wandel – Erwartungen an Arbeitgeber im DACH-Raum.
https://www.randstad.de/ueber-randstad/presse/publikationen/arbeitsbarometer


